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Exkursionen in der Oberlausitz 2011
10.03.2011 - Wer sonnt sich denn da?
Der Garten meiner Eltern scheint ein perfekter Lebensraum für meine Lieblingsmotive
zu sein. Bisher konnte ich jedenfalls schon einige Springspinnenarten dort fotografieren.
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Diesmal
lief mir ein Evarcha arcuata - Männchen über den Weg. Es war wahrscheinlich
auf Grund der ersten Sonnenstrahlen aus seinem Winterquartier gekrochen und sonnte sich auf
einem leeren Blumentopf direkt unter dem Küchenfenster. Ich konnte natürlich nicht widerstehen...
 | Evarcha arcuata - Springspinne ♂ |  |
XNr. 2011.3487_88kl_r | 100 % | ![3487_88kl_r]() | Evarcha arcuata Springspinne ♂ | 100mm; F/8 (DFF); 1/10s; ISO 200
Canon EOS 50D |
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 | Evarcha arcuata - Springspinne ♂ |  |
XNr. 2011.3507_11kl_r | 100 % | ![3507_11kl_r]() | Evarcha arcuata Springspinne ♂ | 100mm; F/8 (DFF); 1/13s; ISO 200
Canon EOS 50D |
Evarcha arcuata ist bei uns weitverbreitet und fast überall recht
häufig. Sie bevorzugt normalerweise sonnige Wiesen als Lebensraum. Vor allem die Männchen dieser Art sind hier in der
Oberlausitz sehr oft an solchen Standorten zu beobachten. An sonnigen Tagen laufen sie dann
sehr rege auf der Suche nach etwas Fressbaren oder einer paarungswilligen Partnerin herum. Weibchen hingegen findet man seltener, sie halten sich
meistens in ihrem Gespinstsack auf und verlassen diesen meist nur um auf Beutezug zu gehen.
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Leider sind mir nicht mehr als diese beiden Bilder gelungen. Der Kleine war bei diesem Wetter
einfach viel zu flink unterwegs und ich war, bedingt durch meinen Winterspeck, wohl zu träge, um ihm zu folgen :-)
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03.04.2011 - Kröten ohne Ende...
Zur Zeit wandern überall die verschiedensten Lurche zu ihren Laichgewässern. Zwei Stunden meines
letzten Besuches in der Oberlausitz nutzte ich deshalb, um meinem kleinen Neffen dieses Schauspiel
einmal zu zeigen. Am Teich, den ich mir ausgesucht hatte, waren allerdings überwiegend Erdkröten unterwegs.
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Die Erdkröte ist eine der häufigsten Amphibienarten in Europa und außer auf Irland, Island
und ein paar Mittelmeerinseln auf dem gesamten Kontinent weit verbreitet. Im Gegensatz zu anderen Lurchen
dienen dabei der Erdkröte auch wechselfeuchte und sogar trockenen Habitate als Lebensraum.
Normalerweise ist die Art dämmerungsaktiv und versteckt sich am Tage beispielsweise unter Steinen, alten Laub oder
in selbstgegrabenen Erdhöhlen. Während der Paarungszeit kann man die Tiere allerdings den ganzen
Tag über beobachten. Als Nahrung dienen der Kröte Spinnen, Insekten, Schnecken und Würmer.
Der Zuschnappreflex wird ausschließlich durch Bewegungen ausgelöst, so daß reglose Beute meist
mit dem Leben davonkommt.
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XNr. 2011.4098ckl_r | 100 % | ![4098ckl_r]() | Bufo bufo Erdkröte | 100mm; F/5; 1/80s; ISO 400
Canon EOS 50D |
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Interessanterweise hatten sich viele der Pärchen schon auf dem Wege zum Teich gefunden. Dabei
ließen sich die kleineren Männchen von ihrem auserwählten Weibchen huckepack bis zum Wasser tragen.
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XNr. 2011.4084b_kl_r | 100 % | ![4084b_kl_r]() | Bufo bufo Erdkröte | 100mm; F/6.3; 1/100s; ISO 400
Canon EOS 50D |
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XNr. 2011.4096ckl_r | 100 % | ![4096ckl_r]() | Bufo bufo Erdkröte | 100mm; F/5; 1/60s; ISO 400
Canon EOS 50D |
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Aufgrund der Ungeduld meines Neffens und des Bewegungsdranges der Kröten hat es am Ende leider nur
zu drei zeigenswerten Bildern dieses tollen Naturereignisses gereicht. Aber hauptsache ihm hat es gefallen!
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28.05.2011 - Zwei Stunden im Hochmoor...
Mein monatlichen Besuch in der Oberlausitz konnte ich diesmal mit einer Stippvisite im
Lausche-Hochmoor verbinden.
Dieses nur ca. 8 Hektar kleine Moor liegt auf ca.
500 m Höhe direkt
am Kammweg des Zittauer Gebirges am Fuße der Lausche. Es wurde erst vor
einem Jahrzehnt wieder renaturiert und in seinen ursprünglichen Zustand
zurückversetzt.
Seit dieser Zeit besuche ich das Moor fast jährlich und beobachte wie sich
die Natur im Laufe der Zeit weiter erholt und der Artenreichtum immer mehr zunimmt.
Im Moment ist jedoch leider auch eine zunehmende Verbuschung zu beobachten.
Schade, daß ich diesmal nur zwei Stunden Zeit hatte und
deshalb lediglich eine große Wiese am Rande des Moores
genauer untersuchen konnte. Gleich eine Minute
nach meiner Ankunft hatte ich jedoch schon mein erstes Motiv gefunden -
einen Wachtelweizen-Scheckenfalter.
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 | Melitaea athalia - Wachtelweizen-Scheckenfalter |  |
XNr. 2011.7193kl_r | 100 % | ![7193kl_r]() | Melitaea athalia Wachtelweizen-Scheckenfalter | 100mm; F/6.3; 1/30s; ISO 200
Canon EOS 50D |
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 | Melitaea athalia - Wachtelweizen-Scheckenfalter |  |
XNr. 2011.7207bkl_r | 100 % | ![7207bkl_r]() | Melitaea athalia Wachtelweizen-Scheckenfalter | 100mm; F/11; 1/20s; ISO 200
Canon EOS 50D |
 | Melitaea athalia - Wachtelweizen-Scheckenfalter |  |
XNr. 2011.7224bkl_r | 100 % | ![7224bkl_r]() | Melitaea athalia Wachtelweizen-Scheckenfalter | 100mm; F/5.6; 1/160s; ISO 400
Canon EOS 50D |
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Dieser Tagfalter gehört zur Familie der Edelfalter. Er ist in Deutschland
weit verbreitet und auch noch recht häufig. Trotzdem steht er bei uns
auf der Roten Liste der gefährdeten Arten, da auch seine Bestände aufgrund
des Rückgangs seiner Lebensräume als immer mehr gefährdet gelten. Das sind
z.B. Halbtrockenrasen, aufgelassene Weinberge oder wie hier Feuchtwiesen
am Rande von Mooren.
Die Scheckenfalter-Raupen fressen vorzugsweise an Wachtelweizen
oder Augentrost, während sich der Falter selbst vom Nektar verschiedenster
Blütenpflanzen ernährt. Seine Hauptflugzeit ist von Mai bis August.
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Nachdem ich den, aufgrund des noch kühlen Morgens, sehr geduldigen Scheckenfalter
von allen seinen Seiten auf meinen Chip gebannt hatte, flog gleich der nächste
Schmetterling an mir vorbei. Diesmal allerdings ein sehr großer Weißer, den ich
zwar kannte, aber bisher noch nie mit eigenen
Augen gesehen hatte. Also nichts wie hinterher.
Es handelte sich um einen Baumweißling, einen Tagfalter
aus der Familie der Weißlinge, der früher in Mitteleuropa weit verbreitet
war, deren Populationen in letzter Zeit vielerorts jedoch stark zurückgegangen
sind. In Deutschland steht er auf der Roten Liste und gilt als "potentiell gefährdet".
Sein bevorzugter Lebensraum sind offene mit Sträuchern und Bäumen bewachsene Gelände,
beispielsweise Streuobstwiesen, verbuschte Trockenrasen oder eben die Randbereiche
von Mooren.
Seine Futterpflanzen sind vorwiegend Laubgehölze aus der Familie der Rosengewächse,
vorzugsweise Weißdorn und Schlehe. Er würde aber auch den guten alten Apfel- oder
Birnbaum nicht links liegenlassen.
Ein gutes Foto von ihm zu machen, gestaltete sich allerdings weit weniger einfach als
beim Scheckenfalter zuvor. Es war nämlich inzwischen schon deutlich wärmer geworden und
so waren alle Schmetterlinge auch dementsprechend aktiver.
Ich hatte also meine liebe Mühe mich nahe genug an das Objekt meiner Begierde heranzupirschen,
ohne das dieses mich bemerkte und so gleich davonflog. Wenn ich mich erinnere, waren
dafür mindestens fünfzehn Anläufe nötig.
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 | Aporia crataegi - Baum-Weißling |  |
XNr. 2011.7296ckl_r | 100 % | ![7296ckl_r]() | Aporia crataegi Baum-Weißling | 100mm; F/2.8; 1/2000s; ISO 200
Canon EOS 50D |
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Aber nicht nur hinsichtlich der vielfältigen Schmetterlingsfauna, der ich gerne noch etwas
mehr Zeit gewidmet hätte, ist das Lausche-Hochmoor hoch interessant. Ursprünglich ist nämlich
eher der Botaniker in mir auf dieses Kleinod aufmerksam geworden. Der Grund dafür ist seine
noch sehr ursprüngliche Flora, mit Pflanzen, die vielerorts schon recht selten geworden, wenn nicht
gar ganz verschwunden sind.
Im Moment kann man zum Beispiel das Breitblättrige Knabenkraut, eine der bei uns
wenigen heimischen Orchideenarten, in voller Blüte bewundern. Diese Pflanze ist in Deutschland
sehr selten geworden und steht deshalb auch auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Grund dafür sind,
wie bei vielen Pflanzen, die auf
Feuchtwiesen angewiesen sind, zunehmende Düngung, Trockenlegung und zu intensive
Beweidung.
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 | Pedicularis sylvatica - Wald-Läusekraut |  |
XNr. 2011.7257kl_r | 100 % | ![7257kl_r]() | Pedicularis sylvatica Wald-Läusekraut | 100mm; F/6.3; 1/160s; ISO 400
Canon EOS 50D |
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Eine typische Moorpflanze hingegen ist das Wald-Läusekraut. Es gehört, wie
schon der Klappertopf, zur Familie der Rachenblütler.
Aufgrund der immer stärker zurückgehenden
Moorflächen ist es jedoch, im Gegensatz zu diesem, in Deutschland nur noch sehr zerstreut
bis selten anzutreffen und
gilt deshalb bei uns als gefährdet. In einigen Bundesländern, wie z.B. Berlin oder Brandenburg, ist
die Pflanze sogar vom Aussterben bedroht.
Umso schöner, daß sie sich im Lausche-Hochmoor, seit
seiner Renaturierung wieder sehr stark ausgebreitet hat und nun sogar direkt am Wegesrand
beobachtet werden kann. Ursprünglich hatte nämlich nur eine sehr kleine Population in der
Kernzone des Moores überlebt.
Die zweijährigen Pflanzen werden oft nicht größer als 20 cm - an der Lausche waren
die größten sogar nur halb so hoch. Allerdings tragen die kleinen Gewächse oft schon vom Grund an
Blüten. Das macht es natürlich sehr schwierig schöne Fotos
davon zu machen, da die Pflanzen meist von Gras überwachsen sind. Ich habe mich
deshalb für eine Großaufnahme einer Einzelblüte entschieden.
Der Name Läusekraut rührt im Übrigen vom giftigen Inhaltsstoff Aucubin her, den
die Pflanze besitzt. Der wurde früher zur Bekämpfung von Läusen verwendet.
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09.07.2011 - Freischwimmer...
Es war eigentlich davon auszugehen, daß es sich nicht nur in Berliner
Landen lohnt, um diese Jahreszeit, nach Raubfliegen Ausschau zu halten. In der Oberlausitz
muß man nur scheinbar an anderen Stellen suchen.
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Diese tolle Gemeine Mordfliege zum
Beispiel, fand ich schwimmend im Pool meiner Schwiegereltern. Natürlich schritt ich
sofort zur Rettung und als Dank posierte sie mir noch für ein paar Minuten, ehe
sie frisch getrocknet wieder im Gebirgswald entschwand.
Im Gegensatz zu meinen bisherigen Raubfliegenfunden aus diesem Jahr, handelt
es sich hier um eine Art, die gehölzbetonte Biotope als ihren Lebensraum
bevorzugt. In Deutschland ist sie weit verbreitet und überall in geeigneten
Lebensräumen häufig anzutreffen.
 | Choerades marginata - Gemeine Mordfliege ♂ |  |
XNr. 2011.9627kl_r | 100 % | ![9627kl_r]() | Choerades marginata Gemeine Mordfliege ♂ | 100mm; F/5; 1/8s; ISO 200
Canon EOS 50D |
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 | Choerades marginata - Gemeine Mordfliege ♂ |  |
XNr. 2011.9601bkl_r | 100 % | ![9601bkl_r]() | Choerades marginata Gemeine Mordfliege ♂ | 100mm; F/11; 1/2s; ISO 200
Canon EOS 50D |
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Die Larven der Gemeinen Mordfliege entwickeln sich in Totholz. Ausgewachsene
Fliegen sind von Juni bis September unterwegs.
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18.07.2011 - Im Verwandtschaftsgarten...
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 | Tolmerus cf. atricapillus - Gemeine Raubfliege ♀ |  |
XNr. 2011.9891_97kl_r | 100 % | ![9891_97kl_r]() | Tolmerus cf. atricapillus Gemeine Raubfliege ♀ | 100mm; F/8 (DFF); 1/5s; ISO 200
Canon EOS 50D |
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Immernoch auf dem Raubfliegentrip, freute ich mich umso mehr, bei meinem
diesmaligen Ex-Heimat-Besuch, im Garten meiner Tante, ein als Fotomotiv geeignetes Exemplar
dieser Spezies vorzufinden. Die Fotosession gestaltete sich aufgrund des kühlen
Wetters heute recht relaxed, nur welche Art ich da vor der Linse hatte, läßt sich
eher schwer sagen.
Ich gehe davon aus, daß es sich um ein Weibchen der Gemeinen Raubfliege handelt.
Doch wie schon bei der Burschen-Fliege,
gilt auch bei dieser Art aus der
Gattung Tolmerus, daß eine wirklich sichere Bestimmung nur anhand eines männlichen
Exemplares möglich ist.
Die Wahrscheinlichkeit einer richtigen Determination ist allerdings recht hoch, denn die
Gemeine Raubfliege ist eine unserer häufigsten Raubfliegen. Das liegt unter
anderem daran, daß ihre Ansprüche an geeignete Lebensräume nicht recht hoch sind.
 | Tolmerus cf. atricapillus - Gemeine Raubfliege ♀ |  |
XNr. 2011.9925_30kl_r | 100 % | ![9925_30kl_r]() | Tolmerus cf. atricapillus Gemeine Raubfliege ♀ | 100mm; F/8 (DFF); 1/10s; ISO 200
Canon EOS 50D |
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Die Flugzeit der Art ist von Anfang Juli bis Ende September.
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10.09.2011 - Farbenfroh...
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 | Graphocephala fennahi - Rhododendronzikade |  |
XNr. 2011.1828kl_r | 100 % | ![1828kl_r]() | Graphocephala fennahi Rhododendronzikade | 100mm; F/8; 1/5s; ISO 200
Canon EOS 50D |
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Schon im vorigen Jahr waren sie mir an den Rhododendron-Büschen
im Garten meiner Eltern aufgefallen - kleine springende Wesen
mit ziemlich bunten Flügeln.
Bisher habe ich ein Fotoshooting aber
immer vor mir hergeschoben, weil sie mir einfach zu agil erschienen
und ich ja wußte, wo ich im Zweifelsfall nach ihnen zu suchen habe,
falls ich mich doch einmal überwinden kann. Diesmal war es nun soweit!
Die Rede ist im Übrigen von der Rhododendronzikade -
einem Einwanderer aus Nordamerkia. Die Art gehört zu den Rundkopfzikaden aus der
Familie der Kleinzikaden und ist der einzige Vertreter aus seiner
Gattung in Europa.
Sie wurde vermutlich in den dreißiger Jahren zusammen mit Rhododendronpflanzen
in England eingeschleppt und verbreitet sich seit dem überall in Europa. Man findet
die Zikaden oft in Parks, Gärten und an anderen Orten, an denen Rhododendron angepflanzt ist,
da dieser die Hauptnahrung der Tiere darstellt.
Ab Ende Juni kann man vor allem an sonnigen Tagen die sehr flinken Hüpfer in meist großer
Anzahl auf der Blattoberseite ihrer Lieblingspflanze beim Sonnen beobachten.
Sowohl die erwachsenen Tiere als
auch die Larven saugen den Saft aus der Pflanze, was sich dann meist durch braune Flecken
auf den Blättern bemerkbar macht. So hübsch, wie die Tiere auch aussehen, gelten sie deshalb
doch als Schädling, zumal sie auch noch Überträger einer Pilzkrankheit sind,
die den Rhododendron befallen kann.
Es schon interessant, was sich selbst im heimischen Garten für exotisch anmutende
Insekten rumtreiben. Man muß nur genau hinsehen, und bei nicht einmal einem Zentimeter Körpergröße
wie hier, gegebenfalls zu einer Lupe greifen ;-)
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